ABERTAUSENDE FEIERN DEN AUSNAHMESäNGER FALCO IN KEMPTEN

Der tote Unsterbliche lebt in Musical weiter

Abertausende feiern den Ausnahmesänger Falco in Kempten

Es ist ein Muss für alle Falco-Fans: Kürzlich gastierte das Musical über den österreichischen Ausnahmesänger in Kempten und begeisterte das Publikum.

Kempten – Frauen lieben seinen Punk, Fachleute bezeichnen ihn als ersten weißen Rapper, er war so exaltiert und innerlich zerrissen wie kaum ein anderer Pop-Star: Falco aus Wien. Der 1998 totgefahrene Sänger mit dem einzigen auf Deutsch gesungenen Nummer-eins-Hit in den USA zieht nach wie vor die Massen in seinen Bann: Das Allgäuer Gastspiel des Musicals Falco war nahezu ausverkauft. Nach zweieinhalb Stunden Falco-Hommage gab es keine Zweifel an der Gültigkeit von Falcos einstiger Aussage: „Unsterblich bin i erst, wenn i tot bin!“

Falco begeistert in Kempten – Abertausende feiern ihn

Das ist er, der Johann Hölzel aus der Wiener Unterschicht. Und das spürt man bei der Show in der Bigbox bei jedem seiner Songs: „Der Kommissar“, „Vienna Calling“, „Jeanny“, „Junge Roemer“. Die Zuschauer – viele so jung, dass sie Falco nur aus dem Radio oder auf CD kennen können – singen textsicher alles mit, nicht nur das „oh, oh-oh“ beim Welthit „Rock me Amadeus“, der 1986 den gel-gestylten Dandy im Maßanzug zum musikalischen Überflieger machte.

Falco-Darsteller Alexander Kerbst, ein Musical-Profi, gibt alles, um dem Protagonisten möglichst nahezukommen. Er post und stolziert, zeigt Emotionen und Affektionen und schafft es dank der Unterstützung einer starken Live-Band, den genialen Sänger ziemlich authentisch auf die Bühne zu bringen. Dass Kerbst als Berliner mit dem Wiener Schmäh und Dialekt Falcos Mühe hat, sei ihm nachgesehen ... die dunkle Sonnenbrille sitzt. Immer!

Schlaglichter auf das Leben des österreichischen Ausnahmesängers

Die Show beginnt mit historischen Schwarz-Weiß-Bildern des Künstlers, dessen Musik heutzutage aktueller denn je klingt. Leider haben sich die Produzenten und Autoren des Musicals bemüßigt gefühlt, danach erst mehrere gesichtslose Alibi-Musikstücke abzuspulen, bevor endlich der erste Falco-Hit performt wurde. Das ist ärgerlich und unnötig – der schillernde Wiener hat genügend Top-Musik hinterlassen.

Sein langjähriger Manager Horst Bork, als Erzähler eines verrückten, faszinierenden Lebens auf der Überholspur, wird glaubhaft von Fritz Barth verkörpert, der letztendlich an der verzweifelten Suche Falcos nach Anerkennung und Liebe scheitert und aufgibt. Das nötige Lametta und Bling-Bling für ein Musical bringen ein paar Tänzerinnen und Tänzer in die Bigbox. Die zweite Halbzeit der Show ist klar die stärkere, wenn Falco sein mit „Falconizing“ beschriebenes Skandalisieren von Themen beschreibt (zum Beispiel „Jeanny“, 1985 vom Bayerischen Rundfunk boykottiert). Wenn er darüber sinniert, dass sein ihm attestiertes absolutes Gehör nur eine Last sei: „Es is a Fluch, weil i alles hören muss!“

Genial und seiner Zeit weit voraus

Schließlich fabuliert Manager Horst erst über eine „Suchtklinik Kempten“ und stellt dann kategorisch fest: „Der Hans war einfach genial – und seiner Zeit weit voraus.“ So wie Rokoko-Rocker Amadeus, dessen Falco-Hymne für die Ewigkeit man auf dem Heimweg nicht mehr aus den Ohren kriegt:

„Er war ein Superstar, er war populär // Er war so exaltiert, because er hatte Flair // Er war ein Virtuose, war ein Rockidol ...“

„Falco – das Musical“ hatte 2017 seine Premiere in Kempten, seitdem tourt es durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Demnächst gibt’s das musikalische Spektakel acht Tage lang in München zu sehen – danach heißt es „Basel and Zürich are calling.“ Und am Freitag, 31. Mai, trifft Falco in Füssen auf König Ludwig II. – beim Gipfel der Exaltierten!

Mit dem Kreisbote-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Kreisbote“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.

2024-04-17T06:20:49Z dg43tfdfdgfd