LETTERBOXD ERKLäRT: WIE EINE FILMRANKING-SEITE DIE NEUE SOCIAL-MEDIA-APP DER GEN Z WURDE

Letterboxd wird die neue Social-Media-Seite: Worum geht’s dabei?

Falls du noch eine:r der wenigen Nutzer:innen auf X (vormals Twitter) bist, der:die sich über Popkultur austauscht: Wie geht’s dir? Für mich sind die glorreichen Tage vorbei, an denen, nachdem ein “kontroverser” Film veröffentlicht wurde, auf Twitter die größte Party war. Doch wo teile ich jetzt meine unzusammenhängenden Gedanken zu Filmen und Serien, die mein Leben verändert haben (im Positiven und Negativen)? Okay, bei mir wäre das auf GLAMOUR.de. Aber was, wenn ich zum dritten Mal das Meisterwerk “Bibi & Tina: Mädchen gegen Jungs” gesehen habe und wissen will, was andere darüber denken? Die Antwort auf all eure und meine Fragen ist: Letterboxd. Das neue Social Media für die Gen Z.

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Was ist Letterboxd?

In den FAQ beschreibt sich Letterboxd selbst als “ein globales soziales Netzwerk für mini Filmdiskussionen und -entdeckungen. Verwende es als Tagebuch, um deine Meinung über Filme aufzuzeichnen und zu teilen, während du sie anschaust, oder um einfach den Überblick über Filme zu behalten, die du in der Vergangenheit gesehen hast.”

Die meiste Zeit verwendet man es also als öffentliches Tagebuch. In dem kann man beweisen, wie toll der eigene Filmgeschmack ist, wie lustig man ist, oder kann einfach sehen, welchen Film man in einer bestimmten Phase seines Lebens zehnmal hintereinander gesehen hat. Es ist wie Goodreads für Filme oder eine intimere Variante von IMDb. Du kannst Letterboxd als App verwenden oder dich online einloggen.

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Letterboxd: Wie funktioniert die App?

Die App ist sowohl im App Store als auch bei Google Play verfügbar. Aufgebaut ist sie eher als Filmranking-Seite und nicht wie eine Social-Media-Plattform. Deswegen eine kurze Erklärung.

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Profil und Follower:innen

Zuerst musst du dir einen Account erstellen. Hier hast du wie bei anderen Social-Media-Apps eine Biografie, in der du dich vorstellen und ein Bild hochladen kannst, und darüber hinaus werden deine vier Lieblingsfilme sowie deine vier zuletzt angeschauten Filme angezeigt.

Spaß macht das Ganze zwar auch alleine, aber du kannst auch deinen Friends folgen, berühmten Kritiker:innen, Stars, Regisseur:innen und allen, die einen Letterboxd-Account haben. Deren letzte Filme werden dann auch auf deiner Startseite angezeigt – perfekt, wenn du dich also abends nicht entscheiden kannst, was du sehen willst. Darüber hinaus siehst du auf deiner Startseite auch die Filme, über die gerade alle auf Letterboxd sprechen, sowie die bestbewerteten Filme deiner Friends in den letzten Wochen.

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Diesen Menschen solltest du auf Letterboxd folgen

Du weißt noch überhaupt nicht, wem du folgen sollst? Dann überrede zum einen deine Freund:innen, dass sie sich Letterboxd herunterladen sollen, und zum anderen habe ich hier eine kurze Auswahl meiner Lieblingsmenschen auf Letterboxd:

Stars/Regisseur:innen

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Kritiker:innen/lustige Menschen

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Listen

Dann kannst du Listen erstellen, in denen du all deine Lieblingsfilme rankst, die ein bestimmtes Thema haben oder deren Titelbild du einfach ästhetisch findest. Du kannst aber auch durch die Listen von deinen Freund:innen stöbern oder durch die, die gerade populär sind. Listen werden auch für Memes verwendet (wie eigentlich alles). Deswegen findest du auch Listen mit dem Namen “Keanu Reeves spielt einen Charakter namens John”.

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Für eine Watchlist gibt es übrigens eine andere Funktion, dafür musst du keine eigene Liste erstellen. Alle Dinge (seien es Filme, Reviews oder Listen), die du gelikt hast, findest du auf deinem Profil unter deinen “Likes”.

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Kritiken/Reviews

Jetzt zum – für mich – besten Teil der Letterboxd-Experience: den Reviews. Egal wie kontextlos, wie unzusammenhängend, kurz, lang, lustig, ernst oder tiefgreifend deine persönliche Kritik ist – hier findet sie einen sicheren Platz. Nachdem du einen Film geschaut hast, gehen dir bestimmt Tausende Dinge durch den Kopf. Wenn du diese irgendwo teilen möchtest und sehen willst, was vielleicht andere zu diesem Film gesagt haben, dann ist Letterboxd wirklich die perfekte App für dich. Selbst wenn du einfach nur festhalten möchtest, dass und wann du den Film gesehen hast, kannst du das auch – du musst nicht immer eine Kritik abgeben.

Du hast zum Beispiel gerade “Saltburn” gesehen und möchtest einen spezifischen Joke machen, den nur Menschen verstehen, die den Film auch gesehen haben – doch niemand in deiner Freundesgruppe hat einen guten Filmgeschmack? Dann öffne schnell Letterboxd, und du siehst Hunderte von Gleichgesinnten, die deine Obsession mit der Badewannenszene verstehen.

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Warum ist Letterboxd die neue Social-Media-App der Gen Z?

Die Letterboxd-App ist schon seit vielen Jahren in Benutzung, nicht nur von mir, sondern von einigen Film-Fans, die sich mit anderen austauschen wollen. Vor allem, nachdem Twitter mehr oder weniger unbenutzbar wurde und Menschen während der Pandemie die meiste Zeit Filme geschaut haben, nahm die Popularität der App zu. Doch was macht Letterboxd so besonders – vor allem für die Gen Z?

Engagement mit anderen ist nicht der Hauptfokus der App – auch wenn es manchmal so aussehen mag. Der Fokus ist das Engagement mit dir selbst: mit deinen Vorlieben, mit deinen Routinen, wie oft du Filme schaust, welche Filme du schaust und welche du in Zukunft gerne schauen möchtest. Du schreibst ein offenes Tagebuch mit den Filmen, die du einträgst. Letterboxd ist damit eine Social-Media-Plattform, die weggeht von einer Selbstdarstellung mit Bildern und Videos und hin zu einer Plattform für gelebte Fandom und Austausch von Fans.

In einer Zeit, in der Social Media überrannt ist von Influencer:innen und angeführt wird von Algorithmen, die dir beide irgendwas zeigen und verkaufen wollen, hebt sich Letterboxd mit seiner Schlichtheit ab. Kultur nimmt wieder einen Platz in Zentrum ein – und wir setzen uns darüber mit uns, der Gesellschaft und Filmen auseinander. Darüber hinaus kitzelt die App den scheinbar natürlichen Drang der Gen Z, ihre Gedanken und Meinungen zu allem hinauszubrüllen. Vielleicht füllt Letterboxd sogar den Platz, den Twitter hinterlassen hat. Vielleicht ist Letterboxd auch das Produkt einer Post-Content-Gesellschaft, die nur noch über Content spricht? Egal. Vor allem ist es frei zugänglich, kostenlos und, solange Filme nicht einfach verschwinden, weiterhin ein relevanter Ort, um über seine Interessen zu sprechen und mit anderen Menschen authentisch zu connecten.

Letterboxd ist natürlich nicht perfekt. Manchmal kann es sich so anfühlen, als ob man in ein Film-Bro-Meeting hineingestolpert ist, die einen alle dumm anschauen, weil man denkt, dass Quentin Tarantino überbewertet ist. Manchmal fühlt man sich selbst vielleicht schlecht, wenn man sieht, dass andere einen „Wong Kar-Wai“-Filmabend gemacht haben und du das Wochenende über nur “Bibi & Tina” geschaut hast. Doch letztendlich kannst du die App genau so verwenden, wie du möchtest – und genau das sehen, was du willst.

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Letterboxd für Serien

Die größte Kritik an Letterboxd? Unsere Gesellschaft entwickelt sich langsam dahin, mehr Serien als Filme zu konsumieren – so scheint es mir zumindest. Über diese kann man in der App leider noch nicht diskutieren. Manchmal wird eine limitierte Serie hinzugefügt, doch eigentlich ist Letterboxd dafür nicht ausgelegt. Eine Alternative, die von vielen dafür genutzt wird, ist zum Beispiel IMDb oder JustWatch.

Doch es gibt auch gute Nachrichten: Auf X (vormals Twitter) gab Letterboxd bekannt, dass noch in diesem Jahr (2024) eine Funktion für Serien kommen wird!

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Wenn Letterboxd auch noch die Möglichkeit bietet, über Serien zu schreiben, dann gibt es keinen Halt mehr für die App. Instagram, who? Ihr findet mich auf Letterboxd. Nein, wirklich.

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