BUNDESLIGA-VORSCHAU: ES WAR EINMAL EIN TOPSPIEL

Vom sogenannten deutschen Clásico Bayern gegen Dortmund ist nicht mehr viel übrig. Und beim VfB Stuttgart streiten sie immer heftiger. Alles Wichtige zum 27. Spieltag

Wer spielt wann gegen wen?

Welches Spiel dürfen Sie auf keinen Fall verpassen?

Bayern gegen Dortmund. Immer wieder entschied sich in diesem als deutschen Clásico verunglimpften Duell die Meisterschaft (immer wieder zugunsten der Bayern). In diesem Jahr ist vom sportlichen Reiz nicht mehr viel übrig. Es war einmal ein Topspiel. Die Meisterschaft scheint entschieden, die Bayern liegen 10 Punkte hinter Leverkusen, der BVB 20. Im Hinspiel verprügelten die Bayern den BVB in dessen Stadion 4:0. Am Ostersamstag wartet man beim BVB auf eine Wiederauferstehung. Platz vier ist für einen Club mit seinen Möglichkeiten viel zu wenig, das Verpassen der Champions League wäre eine Katastrophe. Hinschauen werden wir trotzdem, denn sind wir ehrlich: So viel Besseres hat die Bundesliga nicht zu bieten.

Welches Spiel können Sie mit gutem Gewissen verpassen?

Stuttgart gegen Heidenheim. Nicht, weil wir was gegen die beiden Überraschungsteams der Saison hätten. Sondern, weil sie beim VfB Stuttgart einfach nicht mit dem Streiten aufhören. Es geht wie üblich um den Präsidenten Claus Vogt. Der wurde vor gut zwei Wochen als Aufsichtsratsvorsitzender der VfB Stuttgart 1893 AG abgewählt. Hinterher kam raus, dass der neue Investor Porsche Vogts Abwahl zur Bedingung gemacht hatte. Vogt fragte öffentlich: "Gehört der VfB wirklich noch seinen Mitgliedern?" 

Dabei hatte er selbst eine entsprechende Vereinbarung mit Porsche unterzeichnet, wie er inzwischen selbst zugibt. Das Vertrauen vieler Fans hat er verloren, mehrere Fanbündnisse fordern seinen Rücktritt und den seiner beiden Vizepräsidenten Rainer Adrion und Christian Riethmüller. Am Donnerstagmorgen versendeten die beiden ein Statement, in dem sie die Vorverlegung der Mitgliederversammlung auf den 28. Juli ankündigten. Dort wollen sie die Vertrauensfrage stellen, also ob sie und Vogt weitermachen sollen und dürfen. Vogt unterschrieb das Statement nicht. Seit Mittwoch fordert zudem eine Petition namens "Zukunft_VfB" Vogt zum Rücktritt auf. Nur gut 300 Menschen hatten sie am Freitagmorgen unterschrieben. Aber interessant ist, was die Ultragruppe Commando Cannstatt rausfand: Das Dokument mit der Stellungnahme zur Petition hat nämlich der Vizepräsident Riethmüller erstellt. Der schrieb kurz darauf, er sei am Entstehen der Stellungnahme weder inhaltlich noch auslösend beteiligt gewesen. Er habe lediglich mal drübergeschaut, um sie "auf formale Details zu prüfen". Die formal korrigierte Fassung habe er in einer Word-Datei gespeichert. Es brennt mal wieder im House of Stuttgarts

Wer steht im Blickpunkt?

Schon mal der Problemrasen von Saarbrücken. Auf dem soll am Dienstag ein Pokalhalbfinale stattfinden, Saarbrücken gegen Kaiserslautern, ein eh schon heißes Derby. Das Problem mit dem Rasen im Saarbrücker Ludwigspark, von 2015 bis 2021 für gut 46 Millionen Euro von der Stadt saniert: Das Wasser läuft schlecht bis gar nicht ab. Beim Umbau plante man keine Rasendrainage ein. So fiel schon das Viertelfinale gegen Gladbach ins Wasser, das Spiel musste verschoben werden, und auch am Ersatztermin war es ziemlich nass. Und jetzt soll es bis Dienstag durchgehend regnen. Saarbrückens Ligaspiel am Wochenende gegen Essen sagte der DFB vorsorglich ab, Rasen schonen. Laut dem Blaulichtreport Saarland sagte der FCS-Pressesprecher Peter Müller, der Rasen sei aktuell trocken, unter der Erde aber stehe das Wasser. "Dort ist ein Feuchtbiotop, welches in 30, 50, 70 Zentimeter Tiefe reicht." Vielleicht schickt der DFB einen Bademeister statt eines Schiedsrichters.

Worüber werden nach dem Spieltag alle reden?

Noch immer über die deutsche Nationalmannschaft. In zwei Spielen hat sie dem Land die Hoffnung auf eine erfolgreiche Heim-EM zurückgebracht. Toni Kroos' Rückkehr, ein womöglich genialer Move von Julian Nagelsmann, war schon nach acht Sekunden ein Erfolg. Nach dem 2:0 in Frankreich und dem weniger spektakulären 2:1 gegen die Niederlande gibt es aber auch offene Fragen: Wo findet der Kapitän İlkay Gündoğan seinen Platz? Kann man Marc-André ter Stegen wirklich auf die Bank setzen? Wer spielt im Sturm? Das Fußballland diskutiert über die Nationalelf – nun auch wieder mit Freude. 

Was machen die Frauen?

Die Meisterschaft scheint entschieden, am vergangenen Sonntag gewannen die Bayern 4:0 beim einzigen Titelkonkurrenten Wolfsburg. Der VfL ist auch schon aus der Champions League geflogen, es bleibt ihm der Pokal, den er zuletzt neunmal nacheinander gewann. Im Halbfinale empfangen die Wolfsburgerinnen den Ligasechsten, die SGS Essen. Am Sonntag spielen die Bayern im zweiten Halbfinale gegen Frankfurt. 

Was wird sonst noch wichtig?

  • Antonio Rüdiger wehrt sich gegen Julian Reichelt. Er lasse sich nicht "beleidigen und als Islamist verunglimpfen", schrieb der Nationalspieler in einem Statement, das die Bildveröffentlichte. Rüdiger hatte am 11. März bei Instagram ein Foto von sich gepostet, auf dem er seinen rechten Zeigefinger nach oben streckt, den Tauhid-Finger, ein Symbol, das weltweit viele praktizierende Muslime verwenden. Aber auch Extremisten und Terroristen, etwa der Attentäter vom Breitscheidplatz. Der ehemalige Bild-Chef Reichelt hatte vor dem Länderspiel gegen Frankreich das Bild auf X geteilt und dazu geschrieben: "Islamismus heute Abend in der deutschen Start-Elf." Rüdiger zeigte ihn an, in seinem Statement schreibt er: "Ich stehe für Frieden und Toleranz ein." Er erkenne aber auch, "dass ich aufgrund nicht genügender Aufmerksamkeit, Dritten die Chance gegeben habe, mein Posting bewusst falsch auszulegen, um zu spalten und zu polarisieren". 
  • Seit mehr als einem Jahr hat der Spanier Rodri kein Fußballspiel mehr verloren. 58 Spiele ohne Niederlage. Beim 3:3 am Dienstag gegen Brasilien rettete er seine Serie mit zwei Elfmetertoren. 
  • Im Sommer wird Lars Stindl, der 2017 mit Deutschland den Confed-Cup gewann, seine Karriere beenden. Im Sommer 2023 wechselte der 35-Jährige noch mal für ein Jahr zum Karlsruher SC, seinem Jugendverein.
  • Der ehemalige brasilianische Nationalspieler Dani Alves hat sich erst mal freigekauft. Er war im Februar in erster Instanz zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden, weil er eine 23-Jährige auf einer Discotoilette vergewaltigt haben soll. Nun hinterlegte er beim katalonischen Gericht eine Kaution von einer Million Euro und gab seinen Pass ab, sodass er bis zur Berufungsentscheidung nicht ins Gefängnis muss. In São Paulo sitzt dagegen sein ehemaliger Nationalmannschaftskollege Robinho in Haft, wegen einer Gruppenvergewaltigung, für die er bereits 2017 in Mailand verurteilt worden war. Der Haft war er sieben Jahre ausgewichen.

  • Chen Xuyuan, der frühere Chef des chinesischen Fußballverbandes, wurde laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht wirft Xuyuan vor, Schmiergeld und Schmierware im Wert von etwa 10,4 Millionen Euro angenommen zu haben. Zudem wurden vier weitere Funktionäre zu Haftstrafen verurteilt, auch sie wegen Bestechung.

Was war das Zitat der Woche?

"Kennen Sie Succession? Eine grandiose Serie über einen Patriarchen und mächtigen Medienmogul, der keinen für fähig hält, ihn zu beerben?" 

Oliver Kahn zu einem Spiegel-Reporter, der ihn zu seinem Verhältnis zu Uli Hoeneß befragte.

2024-03-29T12:27:36Z dg43tfdfdgfd