ALPENSTAUSEE IN SüDTIROL ABGELASSEN: RUINEN GEBEN GEHEIMNISSE PREIS – HIER SPIELT EINE NETFLIX-MYSTERYSERIE

Reschensee

Alpenstausee in Südtirol abgelassen: Ruinen geben Geheimnisse preis – hier spielt eine Netflix-Mysteryserie

Am Reschensee in Südtirol wird eine Straße verlegt, da sie von Felsstürzen bedroht ist. Das abgelassene Wasser legt die Ruinen eines Dorfes frei, um die sich Legenden ranken, die von Netflix verfilmt wurden.

Graun im Vinschgau – Viele Südtirol- und Italien-Urlauber kennen das faszinierende Bild: Von Landeck (Tirol) kommend passiert man kurz nach der österreichischen Grenze nach Italien am Reschenpass einen Bergsee, aus dem ein spitzer Kirchturm ragt. Es ist der Turm der Pfarrkirche St. Katharina aus dem 14. Jahrhundert, die in den 50er Jahren mit dem Dorf Graun in den Fluten des Reschensees untergegangen ist. Damals wurde ein Stausee gebaut, dem auch der Ort Reschen weichen musste.

Am Ufer des Sees führt die Vinschgauer Straße entlang, die von Meran kommend zum Reschenpass führt, über den man weiter nach Landeck in Tirol fahren kann. Der Pass ist eine beliebte Ausweichstrecke für den oft verstopften Brenner, vor allem für deutsche Touristen, die dann vom Fernpass kommen.

Von Felsstürzen bedrohte Straße wird neu gebaut

Die Straße führt auf weiten Strecke direkt am Fuß der Klopaierspitze und des Endkopfes entlang und führt auf weiten Strecken durch Galerien, die vor Steinschlag und Muren schützen sollen. Vor dem Bau der Staustufe führte die Straße mitten durchs Tal. Mehrere Felsstürze und Hangrutsche haben die Provinz Südtirol aber dazu bewogen, die Straße zu verlegen, es wird ein eineinhalb Kilometer neuer Straßendamm weiter entfernt vom Berg aufgeschüttet.

Die Fels- und Bergstürze der vergangenen Monate im Alpenraum haben gezeigt, wie dringend diese Maßnahme ist. Voriges Jahr wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Dafür musst der See weitgehend abgelassen werden. Dadurch tauchen wieder die Ruinen der verlassenen und in der Nachkriegszeit gesprengten Dörfer auf.

Fotograf erforscht die Ruinen der gesprengten und überfluteten Häuser

Der Tiroler Fotograf Max Scherer besuchte kürzlich die Ruinen und war tief beeindruckt. Er schreibt von „sensationellen Einblicken und Artefakten“, die nun frei lägen. So seien Mauern und Reste eines Hauses, eines gefluteten Gebäudes, sowie andere, weitere große, weit verstreute Mauerteile zu sehen. „Ich fühle mich als Zeitreisender in die Vergangenheit, während ich fieberhaft und neugierig mit der Kamera unentwegt Fotos schieße“, so Scherer.

Er fragt sich: „Wer hier wohl gewohnt oder gearbeitet hat, bevor das steingemauerte Haus in den Fluten versank? Mauerreste, Steine und Balken aus Holz sind die stummen Zeugen eines für Graun und Reschen bestimmenden Ereignisses vor 75 Jahren.“

Die Legenden vom Reschensee wurden zum Netflix-Hit

Die rund 1000 Bewohner der Dörfer gingen damals nicht freiwillig, als der Elektrokonzern Montecatini den Staudamm baute. Die Planungen hatten schon 1937 unter dem faschistischen Regime von Benito Mussolini begonnen und die ersten wurden Bauern enteignet, die Entschädigungen waren extrem niedrig. Wegen der schließlich im Wasser versunkenen Weiden zogen von 100 Familien 61 weg. Die Bauern hatten keine Lebensgrundlage mehr. „Unheimlich steigt der See! Es mutet einen an wie der nahende, schleichende Tod“, schrieb 1950 der Journalist Sep Mall im Juli 1950 in der Südtiroler Heimatzeitung Dolomiten.

Es blieb die Legende, dass die Glocken unter bestimmten Bedingungen zu läuten beginnen, vor allem in den kältesten Monaten des Jahres, obwohl man sie vor der Flutung des Ortes entfernt hatte. Diese Sage wurde von Netflix für die Serie „Curon“ adaptiert, das ist der italienische Name Grauns. In der Serie steigt für jeden Bewohner Grauns, der die nicht mehr vorhandenen Glocken in seinem Kopf läuten hört, ein böser Doppelgänger aus dem See, der ihm nach dem Leben trachtet.

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