VORSTELLUNG KONTRA WIRKLICHKEIT - RENTNERIN KLäRT AUF, WELCHE TüCKEN DER RUHESTAND FüR DEUTSCHE IN FLORIDA BIRGT

Sybille verbringt ihren Lebensabend im Rentnerparadies Florida. Doch ihre Erzählungen zeigen: Die Zeiten haben sich gewandelt. Wer heute blauäugig anreist, reist in der Regel bald enttäuscht ab.

Laue Abende erfüllt vom Rauschen des Golfs und dem Rascheln hoher Palmen. Vielen Deutschen gilt der US-Bundesstaat Florida als Sinnbild des Rentnerparadieses. Zu Hunderttausenden fanden sich hier in den 60er bis 80er Jahren deutsche Häuslebauer und Immobilienkäufer ein, die den damals günstigen Wechselkurs nutzten, um ein Feriendomizil für ihren Ruhestand zu erwerben.

Doch diese Zeiten gehörten mehrheitlich der Vergangenheit an, berichtet das „Handelsblatt“. Diejenigen, für die sich ein Ruhestand im südatlantischen Ruheparadies noch lohne, kennten dessen Tücken sehr genau.

Dieser Auffassung sei unter anderem die 68-jährige Deutsche Sybille. Als Mitarbeiterin der DZ-Bank in New York verdiente sie während ihrer Karriere genügend Geld, um sich in den Neunzigern ein kleines Haus in Florida zu sichern. Heute gestaltete sich das Unterfangen schwierig.

„[Heutzutage] muss man schon einiges gespart haben, um hier zu leben“, sagt Sybille. Sie kenne einige Deutsche, die unzureichend informiert angereist und „jetzt wieder zurück nach Deutschland gegangen“ seien.

Aufenthaltsrecht kann de facto mehrere Hunderttausend Euro kosten

Dabei begännen die Schwierigkeiten oft schon bei der Einreise, berichtet das „Handelsblatt“ weiter. Das normale ESTA-Touristenvisum berechtige höchstens zu einem dreimonatigen USA-Aufenthalt.

Um länger zu bleiben, müssten Rentner in der Regel 800.000 US-Dollar (ca. 752.372 Euro) in eine strukturschwache Region investieren oder eine Immobilie erwerben. Letztere kosteten in begehrten Lagen wie etwa Fort Lauderdale in Florida oft über eine Million Euro. Hinzu kämen jährliche Gebühren für die Hausverwaltung von 15.000 US-Dollar (14.114,25 Euro) und mehr.

Klimawandel treibt Hausversicherungsprämien in die Höhe

Doch selbst nach dem Immobilienerwerb stießen viele deutschen Rentner oft auf weitere unerwartete Kosten. So hätten sich die Hausversicherungsprämien in Florida binnen weniger Jahre vervielfacht. Grund dafür sei Versicherern zufolge der Klimawandel, der Naturkatastrophen immer wahrscheinlicher mache.

In einem Facebook-Forum berichte ein deutscher Hausbesitzer in Florida, der Wert seines Hauses habe sich seit 2017 verdoppelt. Die Höhe seiner Versicherungsprämie allerdings habe sich in derselben Zeit von 1300 US-Dollar (ca. 1223,61 Euro) auf 11.000 US-Dollar (ca. 10.353,58 Euro) mehr als verachtfacht.

Sybille rät Rentnern, mit einem Fuß in Deutschland zu bleiben

Auch das Leben in Florida sei mittlerweile deutlich teurer als in Deutschland. In Miami etwa gebe man für denselben Lebensstandard rund ein Drittel mehr Geld aus als in Berlin.

„Auch die Krankenversicherung ist schwierig“, sagt Sybille zu diesem Thema. Wer als Deutscher in Florida erkranke, müsse die Arztkosten in der Regel aus „eigener Tasche bezahlen“. Daher würde sie heutigen Rentnern davon abraten, vollständig in die Vereinigten Staaten umzuziehen.

Ein Ruhestand im Rentnerparadies Florida könne sich nach wie vor lohnen – aber nur „unter der Prämisse, dass man sich beide Standorte leisten kann“.

Auch Andalusien und Spanien stellen Rentner aktuell in Frage

Doch wo können sich deutsche Rentner heute bedenkenlos niederlassen? Dass weder Spanien noch Andalusien gegenwärtig als unumstritten gelten, zeigte kürzlich eine Diskussion auf der Plattform Facebook.

Nachdem eine Rentnerin nach Ratschlägen für ihren Ruhestand in Spanien gebeten hatte, bombardierten sie die Seitennutzer mit Warnungen.

2024-04-17T05:12:36Z dg43tfdfdgfd