SIEMENS ENERGY-AKTIE SPRINGT HOCH: SIEMENS ENERGY üBERTRIFFT ERWARTUNGEN - SANIERUNGSPLAN FüR SIEMENS GAMESA

Siemens Energy hat im abgelaufenen zweiten Geschäftsquartal deutlich besser abgeschnitten als am Markt erwartet und die Prognose für das Gesamtjahr 2023/24 angehoben.

In allen Geschäftsbereichen wird mit mehr Wachstum gerechnet. Im Windkraftgeschäft sollte sich der Hochlauf der Offshore-Kapazitäten im zweiten Halbjahr mit deutlich steigenden Umsätzen bemerkbar machen, heißt es in einer Mitteilung des Münchner Energietechnikkonzerns.

Insgesamt erwartet Siemens Energy nun ein vergleichbares Umsatzwachstum zwischen 10 und 12 Prozent statt wie bisher zwischen 3 und 7 Prozent. Beim operativen Ergebnis sind im schlechtesten Fall weiter rote Zahlen möglich, doch wird der maximale Verlust geringer ausfallen als bisher angenommen. So sieht Siemens Energy die Ergebnis-Marge vor Sondereffekten zwischen minus 1 und plus 1 Prozent und nicht mehr zwischen minus 2 und plus 1 Prozent.

Konzernchef Christian Bruch sagte, die Prognose sei vor dem Hintergrund einer "starken Entwicklung" im zweiten Quartal erfolgt. In den Monaten Januar bis März wurden die erwarteten hohen Verluste im Windturbinen-Geschäft mit Gewinnen aus den übrigen Geschäften mehr als ausgeglichen. Der bereinigte operative Gewinn kletterte auch mit Rückenwind von der Währungsseite von 41 Millionen Euro im Vorjahr auf 170 Millionen in diesem Jahr. Der Markt hatte nur mit 3 Millionen Euro gerechnet.

Veräußerungsgewinne im Zuge des beschleunigten Portfolioumbaus sorgten dafür, dass anders als von Analysten erwartet auch unter dem Strich ein Gewinn von 108 (Vorjahr: minus 189) Millionen Euro stand.

Der Umsatz nahm vor allem dank starken Wachstums in der Stromnetzsparte Grid Technologies auf vergleichbarer Basis um 3,7 Prozent auf 8,28 Milliarden Euro zu. Dies entsprach den Analystenerwartungen. Beim Neugeschäft machte sich der ausgesetzte Vertrieb von zwei Onshore-Windturbinenplattformen bemerkbar. Der Auftragseingang im Konzern fiel mit 9,47 Milliarden Euro dennoch höher aus als der Umsatz.

Siemens Gamesa legt Sanierungsplan vor - Onshore-Geschäft wird verkleinert

Der Energietechnikkonzern Siemens Energy geht bei der Sanierung seiner kriselnden Windkraftsparte Siemens Gamesa den nächsten Schritt. Dabei habe diese ein umfassendes Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht, welches die Wind-Tochter bis zum Jahr 2026 wieder in die Gewinnzone führen soll, wie der Konzern am Mittwoch in München mitteilte. Dabei kommt es zu einem Wechsel an der Spitze des Windanlagenherstellers: Jochen Eickholt werde den Chefposten zum 1. August an Vinod Philip übergeben und nach einer Übergangsphase zum 30. September ausscheiden. Der 62-jährige hatte vor rund zwei Jahren das Ruder bei der Verluste schreibenden Wind-Tochter übernommen.

Gamesa werde dabei sowohl im Geschäft mit Landturbinen (Onshore) als auch mit Meeresanlagen (Offshore) bleiben, kündigte Siemens Energy an. Das seit Jahren kriselnde Onshore-Geschäft soll sich künftig auf die Kernmärkte Europa und USA konzentrieren. Sonstige lokale Märkte würden im Neugeschäft nur noch dann bedient, wenn dies "im jeweiligen Fall wirtschaftlich sinnvoll ist", hieß es. In diesem Zusammenhang will Siemens Gamesa Kapazitäten herausnehmen. Bei Offshore konzentriert sich die Tochter von Siemens Energy hingegen weiter auf den Hochlauf ihrer Kapazitäten. Zudem will Gamesa die Verantwortlichkeiten für das Neuanlagen- und das Service-Geschäft künftig zusammenfassen.

Außerdem sollen mit einem neuen Organisationsmodell unter anderem Hierarchien-Ebenen herausgenommen werden. Dies wird auch einen Stellenabbau nach sich ziehen. Dabei will Gamesa durch interne Arbeitsplatzwechsel möglichst viel des beabsichtigten Personalabbaus in den betroffenen Bereichen auffangen. Die genauen Auswirkungen der Stellenstreichungen, auch auf einzelne Länder und Standorte, könnten derzeit noch nicht beziffert werden. Im Zuge des Chef-Wechsels würden Eickholt und Philip in den kommenden Wochen die Einzelmaßnahmen finalisieren und über die nächsten Monate hinweg mit den jeweiligen Arbeitnehmervertretern besprechen und verhandeln, hieß es von Siemens Energy.

Siemens Energy nimmt Vertrieb von 4.X-Plattform bis Ende September wieder auf

Die wegen Qualitätsmängeln ausgesetzte Vermarktung der Windturbinenplattform 4.X von Siemens Gamesa soll bis Ende September wieder aufgenommen werden. Das geht aus einer Investorenpräsentation des Mutterunternehmens Siemens Energy hervor. Angaben zur 5.X-Plattform, deren Vertrieb ebenfalls ausgesetzt ist, wurden dort nicht gemacht. Siemens Energy hatte nach multiplen Qualitätsproblemen bei den beiden Onshore-Plattformen im vergangenen Jahr den Vertrieb zunächst eingestellt, um die Probleme in den Griff zu bekommen.

Weiter heißt es in der Präsentation, es gebe keine "materiellen Veränderungen" hinsichtlich der erwarteten Kosten im Zusammenhang mit den Qualitätsproblemen.

Siemens Energy beflügelt von angehobener Prognose

Die Aktien von Siemens Energy ragen am Mittwoch bereits vorbörslich positiv heraus unter einer Flut an Berichtsunternehmen.

Mit einem Kurssprung via XETRA um zeitweise 8,80 Prozent auf 21,76 Euro profitierten die Aktie davon, dass der Energietechnik-Konzern nach einem starken zweiten Geschäftsquartal seine Jahresprognose erhöhte. Die Aktien setzen sich wohl erstmals seit Juni 2023 wieder deutlich von der 20-Euro-Marke nach oben ab.

Nach zahlreichen Gewinnwarnungen, die es zuletzt gab, sendet das Unternehmen damit wieder bessere Nachrichten. Für Akash Gupta von der US-Bank JPMorgan war es die größte positive Überraschung, dass das Unternehmen nun im Gesamtjahr mit einem klar positiven Zufluss von Zahlungsmitteln (Free Cashflow) rechnet.

Für das Sorgenkind, die Windkrafttochter Gamesa, steht außerdem der Sanierungsplan. Laut Gupta war der Rücktritt des Gamesa-Chefs Jochen Eickholt eine zweite bedeutende Überraschung. FRANKFURT/MÜNCHEN (Dow Jones/dpa-AFX)

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